Fraud: Betrugsprävention im Onlinehandel

Eines der größten und gängigsten Problematiken im Handel sind Betrugsfälle, im englischen auch Fraud genannt. Statistiken zeigen, dass vier von fünf Händler bereits Opfer von Betrugsfällen geworden sind – Tendenz ist weiter steigend.

Fraud bei Rechnungskauf und Lastschriftzahlungen

Grundsätzlich gibt es zwei Faktoren die einen Betrugsversuch begünstigen. In erster Linie ist die Branche ein wichtiger Aspekt. Handelt es sich um teure und leicht wieder verkaufbare Waren wie z.B. Schmuck und technische Waren wie Fernseher oder Spielekonsolen, besteht eine weitaus höhere Gefahr als bei Nischenprodukten wie z.B. Hygieneartikel. Der zweite Faktor sind die angebotenen Zahlungsmethoden im Shop. Nach einer Studie der ibi research aus dem Jahr 2015 sind nach Aussagen der befragten Händler besonders der Kauf auf Rechnung sowie Lastschrift beliebte Zahlungsmethoden bei Betrügern. Der Grund liegt auf der Hand. Bei beiden Methoden müssen bzw. können wenige Daten angegeben werden und der Wareneingang und die Zahlung liegen zeitlich auseinander.

Fraud bei Kreditkarten

Nicht nur Rechnungskauf und Lastschriftverfahren sind Bezahlmethoden, die Betrüger gerne nutzen. Auch bei den vermeintlich sicheren Bezahlmethoden wie Kreditkarten oder Pay-Pal Zahlungen haben Fraudster einen Betrugsweg gefunden. Bei Kreditkartenzahlungen wird häufig das Chargeback-Verfahren ausgenutzt. Bei dem als „Friendly-Fraud“ bezeichneten Betrugsvorgehen wird die Ware bestellt und per Kreditkarte bezahlt. Kurz vor Stornierungsablauf wird ein Chargeback eingeleitet – mit der Begründung, die Ware sei nie angekommen. Der Tatbestand des Betrugs ist in diesem Fall sehr schwer nachzuweisen und der Händler verliert nicht nur Geld und Ware, sondern muss auch die Chargeback-Kosten übernehmen.

Bedeutung Betrugsprävention – Eingehungsbetrug und Identitätsdiebstahl

Eine der gängigsten Methoden des Betrugs ist der Eingehungsbetrug. Der Kunde weiß bereits bei der Bestellung, dass er die Ware nicht bezahlen kann oder will. Grund kann z.B. ein überzogenes Konto sein. Gerne wird in diesem Fall auf eine der beiden Bezahlmethoden Lastschrift oder Rechnung zurückgegriffen.

Eine weitere verbreitete Methode des Betruges ist der Identitätsdiebstahl. Hier nutzen Betrüger die Daten anderer Personen, um mit diesen Daten Waren zu erwerben. Die Nutzung der sozialen Medien macht es den Betrügern leicht, persönliche Daten wie Wohnort oder Geburtsdatum herauszufinden.

Der dritte häufige Versuch eines Betrügers ist das Abstreiten des Erhalts der Ware. Es wird die Tatsache ausgenutzt, dass Händler das Versandrisiko tragen. Die Pakete erreichen den Kunden nicht und werden vorher abgefangen oder es werden Pakete direkt gestohlen.

Wie kann man sich als Unternehmen vor Betrugsversuchen schützen?

Eine Methode ist besonders simpel, aber doch sehr wirkungsvoll. Nahezu jeder Betrüger wurde bereits im Vorfeld bereits einmal auffällig und hat z.B. Rechnungen nicht gezahlt. Somit ist der erste Schritt für ein erfolgreiches Betrugsmanagement eine genaue Bonitätsprüfung. Wird diese gründlich ausgeführt, kann z.B. der Eingehungsbetrug nahezu nicht vorkommen.

Diese Art der Prävention bleibt nutzlos, wenn der Betrüger mit falschen Daten Ware bestellt hat. Für diesen Fall sollte besonderes Augenmerk auf Unregelmäßigkeiten gelegt werden.

Wenn der Betrüger versucht den Erhalt des Paketes abzustreiten, werden die Möglichkeiten bereits sehr schwer. Eine wäre hier das Risiko auf die Zusteller abzuwälzen, indem Waren ab einem bestimmten Wert z.B. nur versichert losgeschickt werden.

Betrugsprävention im E-Commerce – Fraud Prevention und Fraud Detection

Neben diesen spezifischen Möglichkeiten für die drei häufigsten Varianten des Betrugsversuches, gibt es einige weitere nützliche Möglichkeiten, Betrug so gut es geht zu verhindern.

Scoring

Beim Scoring handelt es sich um die Berechnung der Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde seine Rechnung bezahlen wird oder nicht. In die Berechnung fließen verschiedene Aspekte des Kunden ein wie z.B. Alter, Wohnort oder Uhrzeit der Bestellung. Entspricht der Kunde nun einem bestimmten Schema, so werden diesem keine risikoreichen Bezahlmethoden angeboten. Wenn ein Händler beispielsweise die Erfahrung macht, dass 20jährige aus München, die um 3 Uhr morgens eine Spielekonsole bestellen, nicht ihre Rechnungen bezahlen, werden diese Aspekte in das Scoring mit einfließen. In Zukunft werden dann also Kunden mit ähnlichen Merkmalen nicht per Rechnung bezahlen können. Die Problematik beim Scoring ist allerdings die genaue Definition der Scoring Faktoren. So kann es zu enormen Umsatzeinbußen kommen, wenn die Scoring Faktoren zu schwammig formuliert und ausgearbeitet wurden, da Kunden in das Raster fallen können, die aber in Realität immer ihre Rechnungen zahlen.

Velocity check

Bei einem Velocity Check handelt es sich um die Transaktionskontrolle eines Endkunden auf dessen Konto. So wird überprüft, welche Ware wie häufig in welchem Zeitraum bestellt wurde. Bestellt ein Kunde innerhalb einer Stunde eine Spielekonsole und mehrere Spiele ist dies wenig verwunderlich. Kauft aber ein Kunde innerhalb einer Stunde mehrere Konsolen und z.B. keine Spiele dazu, ist dies eher ungewöhnlich. Mit Hilfe des Velocity Checks kann nun festgelegt werden, wie viele Transaktionen mit der gleichen Kontoverbindung innerhalb eines bestimmten Zeitraumes getätigt werden dürfen.

Adress Verification

Neben verschiedenen aufwendigen und auch teils komplizierten Methoden zur Betrugsprävention gibt es auch einfache Methoden. Darunter fällt unter anderem die Adress Verfication. Hier wird lediglich kontrolliert, ob die angegebene Adresse existiert und der Name zur jeweiligen Adresse passt. So können vor allem Fehler in der Bestellung verhindert und eine kleine Hürde in der Betrugsprävention aufgestellt werden.

Jeder Händler, der im Internet tätig ist, kann Opfer eines Betruges oder eines Betrugsversuches werden, unabhängig wie groß oder klein dieser ist. Der technische Fortschritt bietet allerdings eine Vielzahl an Möglichkeiten, die es den Betrügern so schwer wie möglich machen sollen. Hier ist es wie bei vielen Aspekten besonders wichtig, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Natürlich muss man sich als Händler so gut es geht davor schützen, Opfer eines Betruges zu werden. Man ist auch dafür verantwortlich, dass ehrliche Kunden weiterhin einfach und schnell ihren Einkauf abwickeln können.

 

Kostenlose Beratung

+49 89 250 079 160

Mo bis Fr. 9.00 - 18.00 Uhr